Inklusion versus Partizipation?
Über die Begriff Inklusion und Partizipation
Auf den Punkt gebracht hat es Montessori so formuliert: Hilf mir es selbst zu tun!
Der Begriff „Inklusion“ wurde in der Behindertenrechtskonvention der UNESCO definiert. Dabei wird vor allem Menschen mit Behinderung das Recht auf uneingeschränkte Teilnahme an allen Aktivitäten zuerkannt. Das gesellschaftliche Leben Aller muss von vornherein für alle Menschen (inklusive der Menschen mit Behinderungen) ermöglicht werden. Besonders stark steht die „inklusive Bildung” in Artikel 24 der Konvention im Vordergrund:
Das allgemeine Bildungssystem soll jedem zugänglich sein.
Ziel ist also der gemeinsame Kindergarten -und Schulbesuch von behinderten und nicht behinderten Kindern als „Normalfall”. Gerade diese Zielsetzung ist sehr umstritten und geht einigen Kritikern zu weit.
„Partizipation“ dagegen ist eher eine pädagogische und politische Zielsetzung, die alle betrifft, eine innere Haltung oder eine Methode, die soziales Handeln, Selbstbestimmung und verantwortungsvolles Miteinander kreiert.
Die richtige Ausstattung erleichtert Inklusion und Partizipation
Eine bessere qualitative und quantitative personelle und räumliche Ausstattung in der Praxis würde Partizipation und Inklusion in manchen Punkten erleichtern. Auch werden manchmal die Chancen dieses pädagogischen Prinzips nicht erkannt. Dennoch ist sowohl Partizipation als auch Inklusion generell möglich, da es eine grundsätzliche Haltungsfrage ist.
Wenn jedes Kind möglichst selbstbestimmt seinen Weg in die Welt der Erwachsenen finden und dann den eigenen Bedürfnissen und Wünschen entsprechend leben kann, sind Inklusion und Partizipation erreicht.
Inklusion und Partizpation in der Praxis
Entscheidend für die alltägliche Arbeit in vorschulischen und schulischen Bildungseinrichtungen ist bei beiden Begriffen die innere Grundhaltung, mit der die Fachkräfte und alle Bezugspersonen der Kinder miteinander und mit den Kindern umgehen und so Verhaltensvorbilder sind.
- Jeder Mensch ist anders und entwickelt sich anders; jeder hat Stärken und Schwächen, jeder hat unterschiedliche Bedürfnisse, Interessen und Abneigungen, jeder hat das Recht, dass diese Unterschiedlichkeiten im Miteinander berücksichtigt werden.
- Gegenseitige Wertschätzung und Begegnung „auf Augenhöhe“.
- Die Balance finden zwischen selbstbestimmter Umsetzung der eigenen Bedürfnisse und Wünsche und dem Recht der Umsetzung der Wünsche und Bedürfnisse der anderen.
- Bereitschaft zeigen, die notwendigen Freiräume für Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung für andere zu schaffen und bei den eigenen Entscheidungen die Bezugspersonen zu berücksichtigen.
- Das Prinzip „entscheiden lassen“ anwenden. Den Kindern Entscheidungen, die sie selbst betreffen, in dem Rahmen überlassen, in dem sie die Konsequenzen ihrer Entscheidung überblicken können und die Verantwortung für ihr Tun übernehmen können.
- Das Prinzip der „reduzierten Hilfe“ bei zunehmender Verantwortungsfähigkeit umsetzen.
- Das Prinzip der Differenzierung und Individualisierung konsequent umsetzen.
- Defizite und Schwächen ebenso berücksichtigen wie Begabungen, Stärken und Kompetenzen.
- Alle Formen der Kommunikation nutzen (verbal, Körpersprache, Blickkontakt, Empathie,…), um mit dem Gegenüber in Beziehung zu treten.
- Die notwendigen personellen, organisatorischen, materiellen, sachlichen und räumlichen Voraussetzungen schaffen und nutzen, damit genügend Freiräume für unterschiedliche Entfaltungsmöglichkeiten entstehen können.